Häufig stellt man uns die Frage, wie wir auf die Idee kommen eine Kelterei zu eröffnen, in einer Zeit, wo zahlreiche andere kleine Mostereien schließen. Vielleicht ist das die Antwort:

Bereits im Jahr 2004 begannen wir damit unseren Apfelsaft, den wir damals noch in einer anderen regionalen Kelterei pressen ließen, mit unserer selbst gebauten Pasteurisieranlage in Bag in Box - Gebinde abzufüllen.

Im Frühjahr 2008 überlegten wir uns, eine eigene Presse zu bauen.

Der Anfang war bereits gemacht und auf der Suche nach einem geeigneten Hydraulikzylinder,  stießen wir bei Ebay auf eine Presse.

Zwar in üblem Zustand, jedoch zu einem erschwinglichen Preis. Für eine Entscheidung blieb wenig Zeit und so fällte Ingo die Entscheidung mit den Worten: "Mach nicht lange rum und kauf` das Ding!"

Der Transport der 800kg schweren Presse von Baden-Baden nach Mittelsinn erfolgte in einem Pferdeanhänger.

Im folgenden Sommer wurde die Presse hergerichtet und technisch überholt. Die Hydraulik wurde abgedichtet und die Elektrik erneuert, Schwerlastrollen zum Verschieben montiert. Ein bisschen Kosmetik hier und da und unsere "Voran P 180-Packpresse mit Drehbiet" erstrahlte in neuem Glanz.

Ihren ersten Einsatz hatte die Presse im folgenden Herbst daheim in unserer Garage.

Damals wurden die Äpfel noch in Wannen gewaschen und mühsam per Korb in einen Muser geschüttet. Was aus dem Muser unten raus kam, wurde mit Eimern in die Presstücher gefördert. Einer der ersten, die damals entdeckten, dass es im Dorf eine Mostpresse gibt, war unser Herr Pfarrer. Er ist seitdem ein Freund des naturreinen Apfelsaftes und ist auch heute noch beim Pressen gern gesehener Gast.

Die Garage entpuppte sich schnell als ungeeignet, weil zu eng, wodurch sich bis auf das Pressen alles andere outdoor abspielen musste. Und wer den Herbst im Spessart kennt, der weiß, es geht nichts über ein Dach über dem Kopf.

Keine zwei Wochen in Betrieb, glich der Rasen vor der Garage einem Truppenübungsplatz (in der Garage sah es nicht anders aus) und so fiel kurzerhand die Entscheidung, die Presse zu verlagern. An einem Mittwoch Abend nahm der Nachbar die Presse mit dem Radlader auf die Gabel und fuhr sie zum heutigen Standort (an der Stelle ein Dankeschön der Fa. Ommert). Dass wir dort ideale Infrastruktur haben, wurde uns erst später bewusst.

Wer sich noch an die Apfelschwemme 2008 erinnern kann, der kann auch nachvollziehen, dass wir plötzlich Anfragen bekamen für andere Leute zu pressen. Weil die Preise für den Apfelankauf im Keller waren, kam dem einen oder anderen der Gedanke, sein Mostobst selbst zu verwerten. Manche kamen mit ihrer Fuhre direkt auf den Hof gefahren und meinten, das können wir mal so nebenbei pressen. Dabei hatten wir nicht einmal die Grundlage und Erfahrung das zu tun.

Am folgenden Mittwoch, den 01 ,10 ,2008 wurde dann die Kleinmosterei Mittelsinn gegründet.

Ab jetzt durften wir also gewerbsmäßig pressen und sind als Kleinunternehmen sogar Mitglied der IHK........

Im gewerblichen Einsatz produzierte die P 180 mehr Saft, als die Pasteurisieranlage zeitgleich in die Bag in Box-Beutel befördern konnte. Schließlich war diese nur für den Privatgebrauch konzipiert.

Es musste also eine Lösung gefunden werden. Eine technische Hochrüstung bzw. ein Tuning der Abfüllanlage schied bauartbedingt aus. 2009 begannen wir mit dem Bau der V2 (bedeutet eigentlich "Version 2", aber sie sieht auch ein bisserl aus wie eine Rakete......;-). Dank dem Durchlauferhitzerprinzip und einem Gasbrenner mit ordentlich Bums (45KW) läuft das Pressen und Abfüllen seit 2011 halbwegs synchron.

An der Presse wurden weiterhin körbeweise Äpfel gewaschen und per Eimer auf die Presse gewuchtet. Irgendwann machte das auch keinen Spaß mehr und wir dachten über eine Wasch- und Mahlanlage nach. 2013 wurden wir nach langer Suche in Österreich fündig und erwarben eine gebrauchte und generalüberholte WA-LC Wasch und Mahlanlage. Erst seit dem können wir ohne große Anstrengung und Kraftaufwand die Äpfel verarbeiten.

Zwischendurch haben wir stetig daran gearbeitet unsere Prozessabläufe, das Equipment, das Ambiente und unsere Dienstleistungen zu verbessern. Unter anderem haben wir ein professionelles Apfelweinseminar besucht und haben eine Apfelzuführung konstruiert, die es erlaubt, Faulobst aus zu selektieren. Außerdem müssen keine schweren Säcke mehr gehoben werden. das erledigt unser Sackaufzug, der die Säcke direkt auf die Zuführungsrampe fördert. Darüber hinaus haben wir ein digitales Öechslemessgerät angeschafft, um auf Wunsch den Fruchtzuckergehalt im Most präzise bestimmen zu können. 

Alleine das Verbessern von Abläufen und Funktionen ist für uns eine Herausforderung und bereitet uns sehr viel Spaß. Noch gehen uns die Ideen nicht aus...........